Montag, 4. März 2013

Manipulation und Lügen erkennen - Teil 1


Wie einfach es ist Menschen zu manipulieren.
Über die Kunst der Manipulation oder die Allgegenwärtigkeit der Lüge.

Teil 1

Die Fähigkeit der Lüge und der Manipulation ist im Menschen so tief verwurzelt, dass es bereits zum Automatismus geworden ist. Wir sind ständig von diesen Techniken und Tricks umgeben, sodass sich die Täuschung schon als Normalität etabliert hat. Da es für uns gewohnte Verhaltensweisen und Techniken sind, erkennen wir sie nicht mehr als manipulativ und werden so leicht zum Opfer.

Eine Studie bei 3-jährigen hat ergeben, dass sich die lieben Kleinen sehr unterschiedlich verhalten, je nach dem, ob sie sich beobachtet fühlen oder nicht. War ein Erwachsener im Raum, waren die Kinder gerne bereit ihre Spielsachen mit anderen Kindern zu teilen. Wussten die Kinder nicht, dass sie beobachtet wurden, war es ganz schnell vorbei mit der Harmonie und die Kinder ließen plötzlich niemanden mehr an ihr Spielzeug ran. Die Kunst der Manipulation und die Fähigkeit etwas darzustellen, was nicht der Wahrheit entspricht, d.h. die Vortäuschung einer positiven Charaktereigenschaft, beherrschen bereits Kleinkinder.

Eine Fähigkeit, die wir bereits als Kinder beherrschen, wird zwangsläufig zur Normalität und wir werden selbst zum Opfer dieser Norm, da wir nicht mehr sensibilisiert sind für die Lüge und die Täuschung.

Nicht nur Sekten machen sich das zu Nutze. Auch im Verkauf, in Firmenhierarchien und in der Politik, sind wir, ohne das Wissen über die Methoden und Abläufe, mehr oder weniger hilflos.

Die wichtigsten Techniken der Manipulation möchte ich Ihnen kurz aufzeigen. Sollten Sie sich dabei als Opfer oder auch Täter wiedererkennen, ist das kein Grund zur Verzweiflung. Wie gesagt, es ist bereits zur Normalität geworden. Nutzen Sie das Wissen, um sich in Zukunft zu schützen.

Die drei starken Charakteren.
Es gibt drei Charakterzüge, auf die wir besonders positiv reagieren. Hat man uns glaubhaft gemacht, dass unser Gegenüber über diese Fähigkeiten verfügt, sind wir bereit alles zu glauben, was uns diese Person erzählt.

Autorität
Mit Autorität positioniert sich eine Person im sozialen Gefüge. Oft nutzt man hierzu eine Institution, einen Titel, einen Beruf oder auch Kleidung und Statussymbole. Andere Menschen sind dann leichter bereit ihr Denken und Handeln nach dieser autoritären Person zu richten. Schüler vertrauen Lehrern, Mitarbeiter vertrauen Vorgesetzten, Jung-Verkäufer vertrauen dem Porsche des „Alten Hasen“ und Gemeindemitglieder ihren Pfarrern.
Hilfreich für den Aufbau von Autorität ist die Darstellung von Charisma, Entschlusskraft, Kompetenz oder das Einfordern von Traditionen.
Am einfachsten ist es, Kompetenz vorzutäuschen, oder überprüfen Sie alle Aussagen anderer Menschen durch eine stundenlange Recherche im Internet?

Diese Faulheit macht sich der Betrüger zu nutze. Er schwätzt ein wenig klug daher, lässt ein paar Fremdwörter einfließen und kann sich gewiss sein, dass niemand sich traut deren Bedeutung zu hinterfragen. Man will ja nicht als Dummkopf dastehen. In Fachkreisen nennt man das „Bullshit-Bingo“ – das aneinanderreihen von hohlen Phrasen. Beispiele gefällig?

  • Heisenberg'sche Unschärferelation
  • Quantenphysikalisch bewiesen
  • Shareholder Value
  • Key Performance Indicator
  • Proaktiv
  • Konsolidierung
  • Mutmaßliche Extremisten
  • Think outside the box
  • Total Cost of Ownership
  • Best Practice Prozesse (besonders dämlich, da hier in einer Phrase gleich zwei Sprachen verbraten werden)

Wenn Sie einen Redner das oder ähnliches sagen hören, können Sie getrost ein Nickerchen machen. Er hat keinen blassen Schimmer wovon er schwadroniert (auch ein schönes Wort ;-)

Ehrlichkeit
Die Bedeutung der Ehrlichkeit hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Ging es früher darum die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen, gilt heute als ehrlich, wer zu sich selbst steht und in Bezug auf seine Charaktereigenschaften nichts beschönigt.

Es ist völlig utopisch, nicht lügen zu wollen. Bereits die Begrüßung „Hallo, wie geht es dir“, ist genau genommen bereits eine Lüge, da wir in den seltensten Fällen wirklich wissen wollen, wie es dem anderen geht. Prüfen Sie es. Beantworten Sie das nächste Mal diese Frage mit: „Es geht mir schlecht. Ich habe jede Menge Probleme.“ Beobachten Sie dabei, wie Ihrem Gegenüber die Gesichtszüge entgleisen und er befürchtet, sich jetzt Ihre Lebensgeschichte anhören zu müssen. Eine Lüge ist oft auch die standardisierte Floskel: „Du siehst gut aus.“ Wie oft sagen Sie das, ohne es wirklich zu meinen? Unsere Kommunikation ist geprägt von Übertreibungen, nicht so gemeinten Nettigkeiten und Notlügen. Auch das Weglassen einer Wahrheit oder Information ist bereits eine Lüge.

Kein Wunder also, dass man den Begriff der Ehrlichkeit jetzt eher mit „zu sich selbst stehen und negative Eigenschaften anerkennen“ gleichsetzt. Das birgt aber ungeahnte Gefahren in sich:
Es wird jetzt sehr einfach Ihnen weiszumachen, dass ich ehrlich bin. Ich muss nur eine belanglose negative Charaktereigenschaft eingestehen und schon sind Sie bereit mir zu vertrauen. „Wer so ehrlich und offen ist, dass er seine Schwächen zugibt, der wird mir auch kein überteuertes Produkt verkaufen“ – wenn das Ihr Glaubenssatz ist, haben Sie ein Problem.

Sympathie
Wie erzeugen Profis Sympathie?

Regel Nr. 1:
Blickkontakt aufrecht erhalten ohne zu starren und ein Lächeln aufsetzen. Das vermittelt Offenheit.

Regel Nr. 2:
Aufmerksamkeit signalisieren und die Körpersprache des Gegenüber dezent übernehmen. Das wird vom Gesprächspartner verstanden als: „Ich bin wie du und hör' dir zu.“

Regel Nr. 3:
Den Gesprächspartner regelmäßig mit Namen ansprechen. Wir lieben es, unseren Namen zu hören.

Regel Nr. 4:
Immer eine ehrliche Meinung abgeben. (Siehe Abschnitt „Ehrlichkeit“)

Regel Nr. 5:
Höflich und freundlich erscheinen. Getränke anbieten, small-talk machen und dadurch die Spannung und Nervosität aus der Situation nehmen.

Regel Nr. 6:
Empathie, sprich Mitgefühl aufbringen. Die Fähigkeit sich in die Situation und Emotion eines anderen hineinversetzen zu können baut Vertrauen auf.

Regel Nr. 7:
Gemeinsamkeiten suchen. Gemeinsame Interessen und Hobbys entdecken und dadurch ebenfalls Vertrauen aufbauen. Das können offensichtliche und banale Dinge sein, wie Autos, Kinder, Familie usw.

Sehr wahrscheinlich sind Sie bereits mitten im Kopfkino. Der Termin mit einem Geldanlageberater erscheint vor Ihrem geistigen Auge, das Gespräch mit Ihrem Chef, die letzte Teamsitzung und der nette Verkäufer vom Autohaus tummeln sich jetzt bereits im Oberstübchen. Analysieren Sie diese Abläufe und erkennen Sie die Muster, damit Sie beim nächsten Mal gewappnet sind.
  • Wie leicht vertraue ich den drei Kräften Autorität, Ehrlichkeit und Sympathie?
  • Ist es einfach, mir diese Eigenschaften vorzuspielen?
Falls Sie sich jetzt fragen, warum dieser Artikel in mehrere Teile gesplittet ist und ich ihn nicht zu Ende geschrieben habe, so lautet die Antwort:
Weil eine Emission energiereicher Strahlungsquanten seitens des Zentralgestirns des Solarsystems sich exterritorial manifestiert.“
(Weil draußen die Sonne scheint)

Wie Sie sehen, geht die erste Runde Bullshit-Bingo an mich. Seien Sie wachsam! ;-)

Thomas Pfitzer
Praxis für Leistungscoaching und Mentaltraining
Uhlandstr. 8
67069 Ludwigshafen
Tel.: 0176 96 255 796 oder 0621 592 48 92
http://wingwave-rhein-neckar.de
coach@wingwave-rhein-neckar.de

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