Montag, 23. Dezember 2013

über die Qualität erlebter Zeit...

Alles was uns emotional stark bewegt und für uns neu ist, bleibt uns im Gedächtnis. Die Dinge, die wir ständig wiederholen und so zur Routine werden, verblassen in unserem Gehirn. Diese Tatsachen sind bestimmend für unser Zeitgefühl.

Unser Gedächtnis sorgt für die Wahrnehmung von Zeit

Ist nicht viel geschehen innerhalb eines Zeitabschnitts, empfinden wir zwar den Moment als langweilig und haben das Gefühl, dass die Zeit nicht vorübergeht, aber im Nachhinein betrachtet, sagen wir, dass die Zeit schnell verflogen ist. Das kommt daher, weil wir nichts erlebt haben, woran wir uns erinnern können.
Das ist der Grund, warum uns die ersten Urlaubstage an einem neuen Ort „gefühlt“ viel länger vorkommen, als die letzten Urlaubstage. Zu Beginn des Urlaubs ist alles neu und wir müssen uns erst orientieren. Wir probieren viele Dinge aus und sehen uns überall um. Dadurch entstehen viele Erinnerungsteile in unserem Gehirn, die uns später die Empfindung vermitteln, viel erlebt zu haben. Die nachfolgenden Tage sind dann schon wieder mit Routinen gefüllt und erscheinen dadurch im Moment eher langweilig. Rückblickend fehlen hier aber Erinnerungswerte und wir empfinden, dass die Zeit gegen Ende des Urlaubs sehr schnell vergangen ist.
Wenn wir also möchten, dass der Urlaub rückblickend „lang“ war und die Zeit „gefühlt“ langsam verging, müssen wir ständig für neue und ungewohnte Erlebnisse und erinnerungswürdige Momente sorgen. Das Paradoxe daran ist, dass uns dann in diesen Momenten das Gefühl beschleicht, der Tag ginge zu schnell vorbei. Dafür werden wir am Ende unseres Lebens mit dem Gefühl belohnt, ein langes und erfülltes Leben gelebt zu haben.
Genau das Gleiche gilt natürlich nicht nur für die Urlaubszeit. In Beziehungen/ Ehe oder bei Hobbys, im Beruf und in der Freizeit entstehen ganz ähnliche Routinen oder Gedächtnismomente.
Die Gewohnheit unserer Handlungen lässt uns mit zunehmendem Alter Sätze sagen wie: „Das letzte Jahr ging verdammt schnell vorbei.“
Sollten Sie sich bei einer solchen Aussage ertappen, wird es Zeit für gedächtnisintensive Highlights zu sorgen.
Je mehr Erlebnisse wir unserer Erinnerung hinzufügen, desto länger kommt uns eine Zeitspanne vor. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine positive oder negative Erinnerung handelt. Ein ordentlicher Streit mit dem Partner, der in eine Versöhnung übergeht, ist sicherlich gedächtnisreicher als 150 harmonische Fernsehabende.
Mit zunehmendem Alter neigen wir Menschen leider dazu weniger offen zu sein für neue und ungewöhnliche Erlebnisse. Daher „vergeht“ unser Leben immer schneller – es gibt immer weniger Erinnerungsmomente im Gehirn, die uns das Gefühl geben „eine lange Zeit“ gelebt zu haben.

Was kann man tun?

Alles! – Jede Änderung Ihrer Routinen führt zu Gedächtnismomenten. Genau hier liegt aber das Problem, denn der Mensch ist oftmals ein Gewohnheitstier und scheut das Risiko des Unbekannten. Fangen Sie mit Kleinigkeiten an und steigern Sie sich langsam.
  •  Neue Spazierwege
  •  Nicht immer ins Stammlokal
  •  Öfter mal etwas unbekanntes essen
  •  Urlaubsorte wechseln
  •  Fitnesstudio wechseln
  •  Kleidungsstil verändern (Frisur, Makeup)
  •  Neuer Einrichtungsstil
  •  Vielleicht ein neues Hobby, ein neuer Verein?
  •  Eine Weiterbildung, ein Wochenendlehrgang
  •  und vieles mehr…
Durchforsten Sie Ihr Leben nach Routinen und fragen Sie sich, ob Abwechslung wirklich schaden könnte.
So wird Ihr Gedächtnis überquellen mit Erinnerungen an gute, schlechte, wilde und verrückte Erlebnisse und Ihnen das Gefühl eines ereignisreichen Lebens geben. Und denken Sie daran: auch das Scheitern ist ein Gedächtnismoment und kann (wenn auch erst Jahre später) für witzigen Erzählstoff sorgen.
Wer sich mit diesem Thema näher befassen möchte, findet im Buch „Gefühlte Zeit“ von M. Wittman (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg), bestimmt einige gute Denkanstöße.

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